Lourdes in Franken – Die Wunderheiler machen einen Hausbesuch bei der kranken Tante Hertha
oder
Wer ist zorniger?

Ich grüße Euch, oh Ihr meine leidgeprüften Brüder und Schwestern in Weiß und Grün.

Sonntag später Nachmittag.
Willkommen zu einer weiteren Achterbahnfahrt durch die Untiefen meiner Seele.
Konnte gerade erst die Kraft aufbringen mir die Zusammenfassung der Sportschau anzusehen.

Die leichte Übelkeit, die mich den ganzen Tag begleitet resultiert, aus meinem Frustbesäufnis während der Heimfahrt.
Habe die Handwerker im Kopf zu Gast. Nun ja, die Presslufthämmer übertönen somit immerhin die zornigen Stimmen meiner anderen Persönlichkeiten.
So wird es mir wohl auch dieses Mal gelingen, nicht Gift und Galle zu kotzen, sondern die erschütternde Vorstellung unserer hochsensiblen Profifußballer, welche unser Kleeblatt auf ihrer Arbeitskleidung zu tragen die Ehre haben, ohne Beleidigungen zu verarbeiten.
Man scheißt einfach nicht in sein Wohnzimmer.

Da stehst du früh um halb 4 auf um zur, bis dato, Schießbude der Liga zu fahren.
So billig kriegen wir den Big City Club nie mehr, dachte ich.

Wohl wissend, dass wir unter einem Auswärtsfluch leiden und auch, dass Fürth dafür berühmt ist schwächelnde und unerfolgreiche Mannschaften aus dem Tabellenkeller aufzubauen.

So wie die viele Leidenden und Verzweifelten sich auf den Weg nach Lourdes machen und hoffen, dort Trost und Heilung zu erfahren.

Schickt uns die Siechen und Lahmen. Wir werden ihre Leiden lindern und ihnen Trost und Zuversicht spenden. Hat ja wieder prima geklappt.

War gestern sehr, sehr zornig.
Ich glaube wir alle sind zornig.
Vermutlich ist der Alexander Zorniger noch zorniger.

Ich sag mal so, wenn mein Chef mich alle paar Wochen komplett neu anlernen müsste und mir alle naselang die Grundlagen meines Berufs wiederholen und erklären müsste, wäre der auch sehr zornig auf mich.

Jetzt ist eigentlich nur eine große Leere und etwas Verbitterung in mir.
Aber auch eine gewisse demütige Dankbarkeit darüber, dass ich, im Gegensatz zu ganz vielen anderen Menschen, derzeit keine echten Sorgen und Probleme habe.

Deswegen verfliegt diese Verbitterung bald.
Meine tendenziell fatalistische Grundeinstellung hilft mir dabei.

Ich lebe im Augenblick. Hinter mir ist Alles, vor mir das Nichts.
Die Leere beginne ich gerade mit dem 120 Jahre Spielvereinigung Jubiläumswein zu füllen.
Eine sehr schöne Idee, das mit dem Wein.
Da sind sich alle meine Kopfmitbewohner einig.

Die sind Hertha doch wir sind härter.

Wir werden unsere Mannschaft weiterhin bedingungslos unterstützen.

Der deutsche Dichter Jean Paul möge uns den Weg weisen:
„Freude sind unsere Flügel – Schmerzen unsere Sporen“

Und noch etwas tröstet mich.
Ich habe die Tabelle vom ersten Spieltag ausgedruckt in meinem Geldbeutel.

Hin und wieder hole ich den Zettel hervor und erinnere mich an die Freude.
Meiner seligen UrOma nicht unähnlich, die in Zeiten der Not, Trost beim Betrachten ihrer Heiligenbildchen fand.

Der römische Dichter Juvenal sagte:“ Seltenheit verleiht der Freude Würze“

So genug mit meinen Schlaumeiereien und eine neue Folge aus der Reihe Ich und meine große Klappe:
„Jetzt destabilisieren wir erst mal den Arbeitsplatz vom Stefan Leitl und dann holen wir den Derbysieg“

Gemeinsam nach Vorne!

Werdet Mitglied bei der Fanabteilung der Spielvereinigung!
Der dridde Vuurschdand

PS. Ich öffne mir jetzt still `ne Dose Rindfleisch die nach Steppengräsern schmeckt.
( Mein Dank, Thommie Bayer)